Yağmurlu Şehrin Kavalcısı

Bu şarkıyı 1986 yılında yazdım, yıllarca solo konserlerimde çalıp söyledim, bir kaç yıl önce de bir konser kaydını internette paylaştım. 2025 başında tüm aletlerini kendim çalıp söylediğim yeni yorumunu evimde kaydettim. Bu yorum, bugünden itibaren YouTube, Spotify ve Apple Music kanallarımda dinlemeye açıldı. 2024’te yayımlamaya başladığım „Evsiz Şarkıların Ev Kayıtları“ adlı seri albüm projemin üçüncü parçası. Devamı gelecek.

Şarkının sözlerini aşağıda bulacaksınız. Kendi göç hikayemi o ilk yıllarda nasıl algıladığımı kapalı biçimde de olsa anlatan sözler…


Dieses Lied schrieb ich im Jahr 1986 und trug es viele Jahre hindurch in meinen Solo-Auftritten vor. Eine Live-Aufnahme teilte ich vor einigen Jahren im Internet. Anfang 2025 nahm ich es zu Hause auf, indem ich alle Instrumente einspielte und sang. Diese neue Version kann ab heute auf meinen YouTube-, Spotify- und Apple Music-Kanälen angehört werden. Es ist das dritte Stück meines Serienwerk-Albumprojekts „Home Recordings heimatloser Lieder“. Weitere werden folgen.

Die deutsche Übersetzung des Textes finden Sie unten. Die Lyrics berichten davon (wenn auch eher nicht unmittelbar), wie ich mein selbstgewähltes Exil in jenen ersten Jahren empfunden hatte.


YouTube-Kanal: Hakan Gürses Vienna https://www.youtube.com/watch?v=xLj887xE49o

Spotify: Hakan Gürses Vienna https://open.spotify.com/intl-de/album/69xhSvau9LiFk7iq2xIgPo

Apple Music: Hakan Gürses Vienna

Yağmurlu Şehrin Kavalcısı (Söz & Müzik: Hakan Gürses)

Çıktım geldim iki taştan ekmeğimle
Elimde bin bahardan sesler taşıyan
Bir telli saz, bir de kaval
Koşarak ipeğin geçtiği o uzun yoldan.

Çıktım geldim iki taşkın nehirden üste
Yüzyılların sevdası ceplerimde
Omuzlarım dolu kuşla, saçlarım börtü böcek
Sıçrayarak yüz atın içtiği göle.

Seyreyle ayın güneşi öptüğü yeri
Küçük, yeşil yosun adalardan.
Ben şarkılar yüklü bir pupayelken
Çıktım geldim unutulmuş, hüzün yüklü kıtalardan.

Bir şehir vardı eskiden, başı göklerde
Uzak yüzlü insanları suyu tanırdı.
Yağmurları upuzun, sıcağı arkadaş
Nesiller, nesillere ün bırakırdı.

Dön de bak şimdi acının gezdiği yöne
Küçük mutlu ormanından.
Sen öfkeni giydirip, evin yaptın
Kurtararak kendini silik-kaçak anılardan.

 

Der Flötenspieler aus der Stadt des Regens* (Text & Musik: Hakan Gürses)

Ich kam mit meinem Brot aus der Handmühle
In meiner Hand: ein Saiteninstrument und eine Flöte,
die Töne aus tausend Frühlingen tragen.
Im Laufschritt über jenen langen Weg der Seide.

Ich kam über zwei überströmende Flüsse
Die Liebe der Jahrhunderte in meinen Taschen
Meine Schultern besetzt durch Vögel, allerlei Käfer in meinem Haar
Hüpfend zum See, der hundert Pferde Tränke.

Betrachte die Stelle, an der der Mond die Sonne küsst,
von kleinen grünen Algeninseln aus
Ich, ein liedgefülltes Segel
Kam aus vergessenen, trauergeladenen Erdteilen.

Es gab einst eine Stadt, ihr Haupt berührte den Himmel
Ihre entfernt blickende Bevölkerung kannte das Wasser
Lange dauerte ihr Regen, freundschaftlich ihre Wärme
Ruhm hinterließen dort Generationen einander.

Dreh dich jetzt um in deinem kleinen glücklichen Wald
in jene Richtung, wo das Leid umherzieht.
Du hast deinen Zorn umgebaut zu deinem Haus,
indem du dich befreit hast von flüchtigen Erinnerungen.

* „Der Rattenfänger von Hameln“ heißt auf Türkisch (wörtlich übersetzt) „Der Flötenspieler des Dorfes mit den Mäusen“ – der Titel des Liedes ist eine Anspielung darauf.

Dimensionen des gegenwärtigen Umbruchs

Meine Kolumne Stimmlage (Zeitschrift Stimme) in der Ausgabe Frühling 2025, Nr. 134 ist erschienen und hat den Titel: Dimensionen des gegenwärtigen Umbruchs. Der Text kann online gelesen werden auf IM BLOG, dem Blog der Initiative Minderheiten: https://www.imblog.at/dimensionen-des-gegenwaertigen-umbruchs/

Die Welt scheint, politisch betrachtet, kopfzustehen. Der Rechtsruck in Europa, die Machtübernahme des Trumpismus in den USA, der weltweite Siegeszug des Autoritarismus, Kriege in geographischer oder emotionaler Nähe, fortgeführter Abbau des Sozialstaates, und all das angesichts der anhaltenden Klimakrise! Es geschieht da etwas Tiefreichendes und Nachhaltiges. Wir können uns indes nicht einmal auf den Begriff für die Lage einigen: Wende? Polykrise? Stadium des Kapitalismus? Ende des Anthropozän? Ein Umbruch ist es allemal.

Die meisten Erklärungsansätze fokussieren auf nur einen Aspekt und vernachlässigen weitere Ebenen dieser komplexen Veränderungen. Der Umbruch findet meines Erachtens in vier Dimensionen statt, aus denen jeweils eine Perspektive für seine Analyse abgeleitet werden kann.

Zwei Texte in der Stimme Nr. 132, Herbst 2024

Meine Kolumne Stimmlage (Zeitschrift Stimme) in der Ausgabe Herbst 2024, Nr. 132 ist nun auch online: Doppelbindung und Doppelstandard (PDF). Auch zu lesen auf IM BLOG, dem Blog der Initiative Minderheiten: https://www.imblog.at/doppelbindung-und-doppelstandard/

In den letzten Jahren ist das Problem akut geworden: Wenn Migrant*innen aus dem Nahen Osten oder der Türkei offen antisemitische Aussagen von sich geben, wenn bei Femiziden ein Großteil der Täter den sogenannten Migrationshintergrund hat, wenn Terroranschläge gegen die Bevölkerung vor allem islamistisch motiviert sind – was tun? In polarisierenden öffentlichen Debatten zu diesen Fällen gerate ich fast automatisch in eine Zwickmühle, die an den Double-bind-Effekt erinnert.

In derselben Ausgabe der Zeitschrift Stimme erschien auch mein Artikel Die Geschichte als Döner und Ausblendung (PDF), in dem ich den Umgang mit der Erinnerung an die Geschichte der „Gastarbeiter“-Arbeitsmigration nach Österreich (und Deutschland) hinterfrage.

Den US-amerikanischen Rassismus verurteilen und die dortigen Verhältnisse in die hiesigen ohne Übersetzung zu übertragen, kurzum: via Sprache einen imaginären Mikrokosmos der USA zusammenzimmern, um die historisch gewachsenen, realen rassistischen Verhältnisse, den „Rassismus gegen Gastarbeiter“, auszublenden? Ich würde dies niemandem als bewusste Tat vorwerfen, dem hiesigen kulturellen Gedächtnis aber als sein Unbewusstes durchweg unterstellen.

Die Stimme kann im Übrigen als Printzeitschrift abonniert werden. Hier die Informationen: https://stimme.minderheiten.at/wordpress/index.php/abo

Podcast: Dialog und Kritik

Gerald Faschingeder, Direktor des Paulo Freire Zentrums, hat mit mir als Gesprächspartner unter dem Titel „Dialog und Kritik. Wie passt das zusammen?“ einen Podcast gestaltet. Aus dem Kurztext auf der Webseite der Organisation (wo auch der Podcast zu hören ist):

Hakan Gürses (Philosoph, Erwachsenenbildner, Journalist und Musiker) im Gespräch mit Gerald Faschingeder.

Selbstverständlich ist Paulo Freire ein kritischer Philosoph. Bei einer solchen Aussage stellt sich aber die Frage, was eigentlich gemeint ist, wenn wir von Kritik reden. Ist Kritik gleich Kritik? Wie unterscheidet sich die Kritik Paulo Freires an der überkommenen Bildungspraxis oder an Herrschaftsverhältnissen von jener anderer Denkerinnen und Denker?

In diesem Podcast spricht Gerald Faschingeder mit dem Philosophen und Erwachsenenbildner Hakan Gürses, der sich seit vielen Jahren mit der Frage beschäftigt, was Kritik eigentlich ausmacht. An welchen Merkmalen können wir Kritik erkennen? Ist Kritik gleich Vernunft, wie dies Adorno formulierte?

Freire arbeitete in einem politischen Kontext, der selbst nicht frei von Machtmissbrauch und ideologischen Irrläufen war. Wie können wir verstehen, dass eine gewisse Form der Kritik in Macht münden kann? Muss das so sein? Kann eine von Freire inspirierte Form der kritischen Bewusstseinsbildung vor solchen Entwicklungen schützen? Ist es der Dialog, ist es die Dialektik, die vor Machtmissbrauch schützen könnte? Ein Gespräch über Chancen und Grenzen kritischen Denkens.

Der Beitrag kann auch auf Spotify angehört werden als Folge des Podcasts des Zentrums „100x Freire“.

Wahlen, Repräsentation, Demokratie

Ich habe für die aktuelle Nummer (Frühjahr/Sommer 2024) von „Die Österreichischen Volkshochschule – Magazin für Erwachsenenbildung“ (Schwerpunkt: Demokratiebildung) einen Beitrag mit dem Titel „Wahlen, Repräsentation, Demokratie“ verfasst.

Welche Prozeduren können über die Wahlen hinaus demokratische Mitbestimmung stärken? Muss das Wahlrecht nach wie vor an die Staatsangehörigkeit gebunden bleiben, oder sollte nicht etwa eine Wohnbürgerschaft ausreichen, um wählen zu dürfen? Würden die bessere Repräsentation möglichst vieler Bevölkerungsgruppen und die Steigerung der Wahlbeteiligung von ohnehin Wahlberechtigten die Legitimitätskrise überwinden helfen? Kann das systemische demokratische Paradoxon überhaupt mit solchen Maßnahmen aufgehoben werden?

Diese demokratiepolitisch wesentlichen Fragen beschäftigen nicht nur die Politische Theorie. Als aktuelle Probleme sind sie auch an die politische Erwachsenenbildung gerichtet, die eine wichtige Säule für die deliberative Demokratie darstellt.

Die Suche nach Zeichen

Meine Kolumne Stimmlage (Zeitschrift Stimme) in der Ausgabe Frühling 2024, Nr. 130 kann nun auch online gelesen werden: „Die Suche nach Zeichen“ (PDF). Ebenso auf IM BLOG, dem Blog der Initiative Minderheiten: Die Suche nach Zeichen.

Wenn liberale Kritiker*innen „Das ist die Sprache der Nazis!“ aufschreien, müssen sie in nicht seltenen Fällen mit der Antwort rechnen: „Na und?“ Vielen Wähler*innen macht das wirklich nichts aus. Und zwar nicht, weil sie selbst etwas für das NS-Regime übrighätten, sondern weil dieses für sie Schnee von gestern ist. Die FPÖ gewinnt nicht wegen des signalhaften Gebrauchs von NS-Vokabular. Sie gewinnt, weil sie dieses Vokabular auf eine aktuelle Lage mit neuen Zielscheiben ummünzen kann.

Mare Nostrum (Musikvideo)

Mare Nostrum (Akdeniz Ağıtı / Mittelmeer-Elegie)

Bu şarkıyı 2023 yazında yazdım ve Eylül 2023 ile Ocak 2024 arasında evimde kaydettim. Yaşama kaçarken ölüme düşen tüm mülteci insan kardeşlerimize…

Ich schrieb dieses Lied im Sommer 2023 und nahm es zwischen September 2023 und Januar 2024 zu Hause auf. Allen Menschengeschwistern, die auf der Flucht ins Leben in den Tod gefallen sind …

YouTube-Kanal: Hakan Gürses Vienna https://www.youtube.com/watch?v=ebWC2cgxSfE

Spotify: Hakan Gürses Vienna https://open.spotify.com/intl-de/artist/0WuDcsNwWOtY5hbkDizCwe

Apple Music: Hakan Gürses Vienna https://music.apple.com/at/artist/hakan-g%C3%BCrses-vienna/1735121335

Soundcloud: Hakan Guerses soundcloud.com/hakan_guerses

Paradoxe Polarisierung

Im Zusammenhang mit der Vortragsreihe 2023 der ÖGPB, die ich mitkonzipiert und -organisert habe, verfasste ich einen Text für science.orf.at mit dem Titel Paradoxe Polarisierung: Evidenzglaube vs. postfaktische Kritik, der im November 2023 veröffentlicht wurde.

Die neue Verwerfung birgt eine zweifache Gefahr in sich. Erstens die Ausblendung sozialer Gegensätze: Das Gefälle zwischen Arm und Reich, Herrschenden und Subalternen, Nord und Süd oder in Gender-Verhältnissen wurde binnen einiger Monate durch eine Polarisierung überlagert. Jetzt gibt es nur mehr zwei Fronten: Schwurbler*innen oder Vernünftige. Zweitens: Argumente versagen, niemand scheint dem „Feind“ – denen, die auf der „anderen Seite“ stehen – zuhören zu wollen. Der deliberativ-demokratische Rahmen öffentlicher Diskussionen droht zu zerspringen.

Minoritäre Allianz – Stimme # 128

In meinem Beitrag in der Zeitschrift STIMME Nr. 128 habe ich versucht, das Konzept der „minoritären Allianz“ historisch in seinem Entstehungskontext und zugleich als systematisch begründete Strategie zu erörtern: Minoritäre Allianz. Geschichte eines politischen Konzepts.

Allianz kann vieles bedeuten und auf vielen Motiven fußen – etwa: Solidarität; strategisches Bündeln der eng bemessenen Kräfte; der Wunsch, sich nicht spalten zu lassen und Feststellung von Gemeinsamkeiten; aber auch: Bewusstsein vom gemeinsamen Gegner … Die Idee der minoritären Allianz wird von alledem ein wenig mitgetragen. Es gibt aber auch eine Art strukturelle Mengenlehre, die für mich das wichtigste Argument für dieses Konzept ausmacht.